Schritt Eins ist eine Art „seelisches Muskeltraining“: anerkennen, dass
die Angst da ist, dass sie zu dieser Situation dazugehört und völlig
angemessen ist. Die Angst ist eine vom Überlebenswillen getriebene
Reaktion.
Um mit dem, was wir gerade fühlen, gut umgehen zu können,
ist es hilfreich, im gegenwärtigen Moment zu sein. Jetztzeit. Also
bewusst wahrzunehmen: Hier und jetzt sind ich und meine Lieben nicht
ernsthaft bedroht.
Nun stellt sich die Frage: Wohin kanalisieren wir unsere Energie: in die Verbindung, mit uns und den anderen, in den Zusammenhalt, in die Verantwortung und Fürsorge oder in die Panik, in die Trennung, in die Distanz? Wie können wir bei all den uns innewohnenden Flucht- und Kampfimpulsen gegenwärtig sein? Angst hat eine Megapower. Hier ist Kreativität gefragt, individualistische Sinnfindung und die Verbindung zum eigenen Wesen. Das Einzige, was wir tun können, ist auch das Einzige, was wir wirklich tun sollten – in uns hineinhören:
Was tut Dir gut?
Was hilft Dir, in Deine eigene Mitte zu finden?
Was unterstützt Dich dabei, Dich zu spüren?
Was dient Dir dabei, im Hier und Jetzt zu sein?
Wenn Du in Dich einkehrst – ist da die Frequenz von Sicherheit in Dir?
In so einer Ausnahmesituation dürfen wir deutlich pfleglicher mit uns
umgehen. Emotionale Großzügigkeit ist angesagt. Der Wow-Effekt: Wenn wir
uns im gegenwärtigen Moment mit uns selbst verbinden, kommen wir in
Kontakt mit unseren Ressourcen, wodurch sich unser Nervensystem
reguliert.
Eine weitere wohltuende Reaktion auf Angst ist die Suche
nach Verbindung. Wenn unser Nervensystem durch Bedrohung angestachelt
wird, dann sehnen wir uns danach, mit einem wohlgesonnenen Menschen in
Kontakt zu treten. Über diese Verbindung erleben wir etwas ganz
Wunderbares, was wir aktuell alle erfahren dürfen, „Ko-Regulation“. Der
andere hilft uns, uns selbst zu regulieren – und umgekehrt. Deshalb ist
die Verbindung mit uns selbst und mit anderen so enorm wichtig.
Wir sollten gerade jetzt immer wieder darauf achten, dass der Stress aus unserem System herausfließen kann und nicht als eingefrorene Bröckchen in uns hängenbleibt. Wir sind gefragt, innere und äußere Handlungsräume zu kreieren, um unser Nervensystem zu entladen. Auftankmomente. Eine Entdeckungsreise zum Ich. Ausbrechen aus dem Arrangement im toten Winkel.
Meine aktuellen Handlungsräume in meinem neuen Zwangs-Minimalismus sind: Yoga-Flows, Meditation, Texten, Frühjahrsputz-Rallye, Entrümpeln, meinen E-Mail-Berg auf ein passables Minimum reduzieren, mir die Natur auf Lunge ziehen, Radfahren, Internet, Telefon, Whatsapp, innerlich aber auch mal offline gehen, „out of the home-box“ denken, mir mit einem guten Buch aus dem Tag helfen lassen, mich wappnen, wenn der Tag der Freilassung kommt u.v.m. Außerdem tue ich die Dinge, die ich immer schon mal tun wollte, wenn die Zeit dafür da ist, wie z.B. mein tägliches Boxtraining 😉
Was sind Deine Handlungsräume?