
Es war einmal ein kleiner Bach, der auf seiner Reise an den Rand einer großen Wüste gelangte. Er bekam große Angst, weiterzufließen und in der Wüste auszutrocknen. Eine innere Stimme sprach ihm Mut zu und teilte ihm mit, er brauche keine Angst zu haben, er könne ruhig weitergehen.
Nach einigem Zögern ging der Bach weiter, auch wenn er sich dabei nicht wohl fühlte. Es wurde wärmer und wärmer. Schließlich wurde es so heiß, dass der kleine Bach verdunstete. Die aufgestiegenen Tröpfchen sammelten sich in der Luft. Es wurden so viele, dass sie bald kleine Wolken bildeten, die über die Wüste zogen. Die kleinen Wolken reisten viele Tage, bis sie hinter der Wüste zum großen Meer kamen. Dort regneten sie sich leer.
Der kleine Bach wurde nun zum Teil des unendlichen Meeres. Er wurde Teil von etwas viel Größerem und führte so ein viel erfüllteres Leben, als er es sich je erträumt hatte. Während der kleine Bach sich sanft von einer Welle tragen ließ, sinnierte er lächelnd: „Ich hatte Angst, Altes loszulassen und neue Wege zu gehen. Mehrmals habe ich mutig meine Daseinsform verändert, ohne zu wissen, was mich erwarten würde – und doch bin ich jetzt mehr ich selbst als je zuvor!“
So wie der kleine Bach sind auch wir in unserem Leben immer wieder dazu aufgefordert, unsere Daseinsform zu verändern, Altes zurückzulassen und neue Wege zu gehen.
Wir können nicht wissen, wohin uns ein neuer Weg führt. Aber wir können darauf vertrauen, dass uns auf der anderen Seite der Angst etwas Größeres erwartet.
Sicher verlieren wir einiges was uns lieb und vertraut geworden ist, aber wir bekommen möglicherweise etwas, was wir bisher nicht hatten und was für unser Dasein noch viel wertvoller ist.
Erst wenn wir etwas Neues tun, können wir neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln und uns auf diese Weise weiterentwickeln.