Immer wieder neigen wir Menschen dazu, uns vom Strom des Alltags mitreißen zu lassen und uns von unserer inneren Stimme, der Stimme unseres Herzens, zu entfernen. Dann sind wir so sehr mit arbeiten, anpassen und funktionieren beschäftigt, dass uns die Substanz dessen, wie wir eigentlich leben wollen, abhandenkommt.
„Die Einladung“ von Oriah Mountain Dreamer ist eine Aufforderung an uns, das Leben in all seinen Facetten anzunehmen und seiner ureigenen Bestimmung zu folgen. Sich sowohl der Freude und Liebe, als auch dem Schmerz und der Tiefe des Lebens zu öffnen. Es ist eines der Gedichte, das uns schnell wieder zu uns selbst, zu unserer eigenen Wahrheit und Wahrhaftigkeit, zurückbringt. Wenn wir uns dafür öffnen, entsteht in uns ein Gefühl der inneren Ruhe und des Vertrauens.
Die Einladung
Es interessiert mich nicht, womit du dein Geld verdienst.
Ich will wissen, wonach du dich sehnst und ob du die
Erfüllung deines Herzenswunsches zu träumen wagst.
Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.
Ich will wissen, ob du es riskierst, dich zum Narren zu machen, auf deiner Suche nach Liebe, nach deinem Traum, nach dem Abenteuer des Lebens.
Es interessiert mich nicht, welche Planeten ein Quadrat zu deinem Mond bilden. Ich will wissen, ob du deinem Leid auf den Grund gegangen bist und ob dich die Ungerechtigkeiten des Lebens geöffnet haben, oder du dich kleinmachst und verschließt, um dich vor neuen Verletzungen zu schützen.
Ich will wissen, ob du Schmerz – meinen oder deinen eigenen – ertragen kannst, ohne ihn zu verstecken, zu bemänteln oder zu lindern.
Ich will wissen, ob du Freude – meine oder deine eigene – aushalten, dich hemmungslos dem Tanz hingeben und jede Faser deines Körpers von Ekstase erbeben lassen kannst, ohne an Vorsicht und Vernunft zu appellieren oder an die Begrenztheit des Menschseins zu denken.
Es interessiert mich nicht, ob das, was du mir erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob du andere enttäuschen kannst, um dir selbst treu zu bleiben; ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst, um deine eigene Seele nicht zu verraten; ob du treulos sein kannst, um vertrauenswürdig zu bleiben.
Ich will wissen, ob du die Schönheit des Alltäglichen erkennen kannst, selbst wenn sie nicht immer angenehm ist und ob ihre Allgegenwärtigkeit die Quelle ist, aus der du die Kraft zum Leben schöpfst.
Ich will wissen, ob du mit Unzulänglichkeit leben kannst–meiner und deiner eigenen–und immer noch am Seeufer stehst und der silbrigen Scheibe des Vollmonds ein uneingeschränktes »Ja!« zurufst.
Es interessiert mich nicht, wo du wohnst oder wie reich du bist.
Ich will wissen, ob du nach einer kummervoll durchwachten Nacht zermürbt und müde bis auf die Knochen aufstehen kannst, um das Notwendige zu tun, damit deine Kinder versorgt sind.
Es interessiert mich nicht, wen du kennst oder wie du hierhergekommen bist. Ich will wissen, ob du inmitten des Feuers bei mir ausharren wirst, ohne zurück zu weichen.
Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem du studiert hast.
Ich will wissen, was dich von innen heraus trägt, wenn alles andere wegbricht.
Ich will wissen, ob du mit dir selbst allein sein kannst und ob du den, der dir in solch einsamen Momenten deines Lebens Gesellschaft leistet, wirklich magst.