Der Krieg in der Ukraine ist in unser aller Leben ein einziges Ausrufezeichen! Die Angst, dass der dritte Weltkrieg anklopft, hat uns am Nacken gepackt. Wir taumeln im Unfassbaren…gespickt mit einer totalen Ahnungslosigkeit, was kommen wird.
Fakt ist: Wir fühlen uns der aktuellen Situation schutzlos ausgeliefert. Ohnmacht. Paralyse. Angst bekommen wir natürlicherweise bei Kontrollverlust. Es passiert etwas, dass wir weder verstehen noch beeinflussen können. Parallel zu den äußeren Turbulenzen und der medialen Dauerbeschallung spielen sich megakrasse innerpsychische Turbulenzen ab. Wir werden gefühlt aus der Welt geschleudert, einmal in den Orbit geschossen.
Aktuell gibt es viele Kontroversen darüber, welches Ausmaß an Sorgen oder Panik „angemessen“ ist. Erkenntnisse aus der Stressforschung bieten eine erste Orientierung. Die Angst ist kein Feind, den es zu besiegen gilt. Die Stimme der Angst hält uns wachsam. Angst treibt uns dazu an, gemeinsam etwas in Bewegung zu setzen, sinnvolle Gedanken zu fassen und zu handeln, um das zu tun, was aktuell für das Allgemeinwohl erforderlich ist. Panik hingegen versetzt uns in ein irrationales und katastrophales Weltuntergangs-Denken – apokalyptische Finsternis – und treibt uns eher zu unsozialen Verhaltensweisen. Die Vernunft, wohnhaft im präfontalen Kortex, merkt dann nicht, dass sie in den Urlaub geschickt wird.
Wir sollten gerade jetzt immer wieder bewusst darauf achten, dass der Stress aus unserem System herausfließen kann und nicht als eingefrorene Bröckchen in uns hängenbleibt.
Wie schaffen wir es also, uns nicht reinziehen zu lassen in die Ohnmacht, ohne die Realität auszublenden und den Kopf in den Sand zu stecken?
Hierzu meine Ideen (bitte gerne ergänzen):
▪️Wir dürfen in dieser Situation Angst haben: Erkenne an, dass die Angst da ist, dass sie zu dieser Situation dazugehört und völlig angemessen ist. Die Angst ist eine vom Überlebenswillen getriebene Reaktion.
▪️Stoppe „Doomscrolling“. Beschränke die Aufnahme von Informationen auf wenige, seriöse Kanäle, und begrenze die Bildschirmzeit auf ein Minimum. Richte bewusst Zeiten ohne Smartphone, Medien oder Nachrichten ein – vor allem direkt nach dem Aufstehen oder vor dem Zubettgehen. Wenn du Kinder hast oder hochsensibel bist, dann schaue lieber Kindernachrichten wie „logo“. Bilder vom Krieg lösen massive Anspannung in uns aus, denn unser Gehirn glaubt, es ist mitten im Kriegsgeschehen und schüttet entsprechend Stresshormone aus. Die Folge ist eine negative Spirale aus Hilflosigkeit, Depression und Ohnmacht.
▪️Sorge für Stabilität und Vorhersehbarkeit in deinem Umfeld. Gib dir selbst und deinen Lieben Sicherheit. Erschaffe eine Tagesstruktur mit Routinen, die dir guttun. Nimm dir dabei alles zur Hilfe, was dir Halt gibt.
▪️Verfalle nicht ins Katastrophisieren, sondern hol dich ins Hier und Jetzt zurück. Nimm ganz bewusst wahr: Hier und jetzt bin ich / sind wir nicht ernsthaft bedroht. Der Positiv-Effekt: Wenn wir uns im gegenwärtigen Moment mit uns selbst verbinden, kommen wir in Kontakt mit unseren Ressourcen, wodurch sich unser Nervensystem reguliert.
▪️Verbinde dich: Wenn unser Nervensystem durch Bedrohung angestachelt wird, dann sehnen wir uns danach, mit einem wohlgesonnenen Menschen in Kontakt zu treten. Über diese Verbindung erleben wir etwas ganz Wunderbares, „Ko-Regulation“. Der andere hilft uns, uns selbst zu regulieren – und umgekehrt. Deshalb ist die Verbindung mit uns selbst und mit anderen so enorm wichtig!
▪️Fit for Life: Stresshormone lassen sich nur über Bewegung abbauen. Auf geht´s! Mache Sport, lass Dampf ab oder gehe alternativ im Wald spazieren. Die frische Luft, die Sonne und die friedliche Atmosphäre um dich herum fahren dein vegetatives Nervensystem runter und sorgen für Entspannung.
▪️Nimm dir bewusst Auszeiten: Triff dich mit Freund*inne, höre Musik, koche, bepflanze deinen Balkon oder Garten. Du darfst Freude haben, auch wenn Menschen vielleicht gerade um ihr Leben kämpfen. Das geschieht leider zu jedem Zeitpunkt auf dieser Welt. Sorge für Selbstfürsorge und Psychohygiene. „Friede beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag um seinen Körper und Geist kümmert.“ (Thich Nhat Hanh)
▪️Unterstütze Hilfsorganisationen: In die Tat kommen führt uns aus der Ohnmacht. Du kannst einerseits spenden (z.B. Aktion Deutschland Hilft, Caritas u.a.m.) oder auf Friedensdemos gegen oder ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv werden. Informiere dich hierzu in den zuständigen Behörden deiner Kommune bzw. bei gemeinnützigen Trägern in deiner Region.
▪️ Die Deutsche Telefonseelsorge hilft, mit bedrückenden Gefühlen umzugehen – die ehrenamtlich Mitarbeitenden sind rund um die Uhr kostenfrei erreichbar unter: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222. Wenn du lieber chatten möchtest, kannst du das über die Webseite online.telefonseelsorge.de tun. Auch Vor-Ort-Termine bietet die Deutsche Telefonseelsorge an. Diese Services sind kostenlos und anonym.
Wenn Du generell unter einer Angststörung leidest, so kannst du jeder Zeit einen Termin zu einer Beratungsstunde mit mir vereinbaren unter 0179 236 1142 oder info@herzoeffner.com
Hab ein gutes, sonniges Wochenende mit vielen wohltuenden Kraftquellen!