Thich Nhat Hanh ist neben dem Dalai Lama einer der bedeutendsten buddhistischen Lehrer unserer Zeit. Der aus Vietnam stammende Zen-Meister hat in seinem Leben viel Leid gesehen, dennoch hat er stets die Hoffnung behalten.
Im Vietnamkrieg baute er mit anderen Mönchen in der demilitarisierten Zone ein Dorf für Flüchtlinge. Kurz darauf wurde es von den Amerikanern bombardiert. Also bauten er und sein Team es wieder auf. Abermals wurde es bombardiert. Sie bauten es wieder auf. Nach dem dritten Anschlag stellte sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnen würde, das Dorf erneut aufzubauen? Thich Nhat Hanh vertrat folgende Meinung: „Wenn wir jetzt aufgeben, werden die Menschen jede Hoffnung verlieren.“ Also errichteten sie die Unterkünfte wieder und ein viertes Mal. Und schließlich ein fünftes Mal.
Auf die Frage, woher er die Kraft dafür genommen hat, antwortete Thich Nhat Hanh: „Wir bemühen uns, Leid in Gutes zu verwandeln. Auch die Lotosblume braucht Schlamm, um zu gedeihen. Sie müssen erkennen, dass es eine enge Verbindung zwischen Leid und Glück gibt. Wer vor dem Leid wegläuft, kann kein Glück finden. Im Gegenteil: Suchen Sie nach den Wurzeln Ihres Leids. Erst dann kann Verständnis und Mitgefühl erwachsen. Diese beiden sind der Schlüssel zum Glück. Alles Geld und alle Macht der Welt bringen kein Glück ohne Verständnis und Mitgefühl. Im Angesicht von Fanatismus, Unterdrückung, Furcht und Wut hilft nur eines: Betrachte den Schlamm genau, um auf ihm eine Lotusblume wachsen zu lassen.“