
Das vollkommene Glück existiert höchstens für einen flüchtigen Augenblick. Denn sobald wir spüren, dass wir glücklich sind, kommt uns direkt in den Sinn, was fehlt, um noch glücklicher zu sein. Und schon haben wir die Perspektive, den Pol, gewechselt.
Glück und Unglück: Betrachten wir unser Dasein wie eine Erdkugel, dann sind dies wohl die beiden Pole. Alles, was sich zwischen ihnen abspielt, ist unser Leben. Und hätten wir dafür ein Navigationssystem, würden wir wohl immer der Glücksroute folgen (wollen). Doch so einfach ist das Leben bekanntlich nicht.
Wenn die Glücksroute zum Stand-by-Modus wird, nehmen wir sie nämlich nicht mehr wahr. Das nennt man „Gewöhnungseffekt“, Anpassung, Konvergenz, Adaption oder grob: Abstumpfung.
Erkenntnis gründet aber auf Kontrast.
Erkenntnisfähigkeit setzt einen Gegenpol voraus.
Wir kennen das Phänomen auch als Yin und Yang, Ebbe und Flut, Tag und Nacht, Aktivität und Passivität, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod.
Wichtig für uns zu wissen ist: Wann immer wir den einen Pol betonen, wächst der andere in Relation dazu mit. Wir bekommen niemals den einen Pol ohne den anderen.
Die Höhe des Berges ist proportional zur Tiefe des Tals. Wir sind nicht imstande die Sonnenseite wahrzunehmen ohne das Wissen um die Schattenseite.
Deshalb wird uns unser Glück oft erst in der Rückschau bewusst, wenn wir mal wieder denken, es verloren zu haben.
Vielleicht ist die Offenbarung der Glückssuche, dass wir es nicht in der Dauerhaftigkeit finden können, sondern im Wissen um den anderen Pol.
Ich wünsche Dir ein Wochenende voller Aufmerksamkeit für die schönen kleinen Begebenheiten, in denen meist viel mehr Glück steckt, als wir ihnen in dem Moment zuschreiben.